Stresstest für AKW bald regelmäßig?

Atomkraftwerk BiblisPlötzlich waren, auch jenseits der Medizin, Stresstests in aller Munde. Stresstests, die das Risiko, dass Banken pleitegehen und ganze Volkswirtschaften ins Taumeln bringen, minimieren sollen, aber auch Stresstests, die das angeschlagene Vertrauen der Bevölkerung in die Atomkraft wieder halbwegs „aufpolieren“ sollen …

Denn noch laufen sie ja, die AKWs, selbst hierzulande und erst recht in europäischen Nachbarstaaten, wo die Energiewende zumindest vertagt wurde. Tatsächlich erzeugten nämlich auch die bundesdeutschen Kernkraftwerke, im Jahr 2012, noch insgesamt 99,46 Milliarden kWh Strom: „Seit dem Inkrafttreten der Atomgesetznovelle vom 31. Juli sind noch neun Kernkraftwerke mit einer Bruttoleistung von 12.696 MWe in Betrieb“, erklärt kernenrgie.de, ein Portal zur friedlichen Nutzung der Kernkraft.

Tatsächlich würden deutsche Kernkraftwerke sogar zu den „produktivsten“ der Welt gehören. „Auch im vergangenen Jahr erzielten Kraftwerksblöcke in Deutschland vier der zehn besten Produktionsergebnisse weltweit“, heißt es hier, wobei bei jenen, die im Schatten der Reaktoren leben (müssen), natürlich ein ungutes Gefühl bleibt. Ängste, die wohl stets latent vorhanden waren und durch die Katastrophe in Fukushima noch einmal nachhaltig geschürt wurden.

Wobei oftmals auch die zögerliche Informationspolitik der Betreiber zum Missmut der Anrainer beiträgt. So etwa beim Störfall lothringischen AKW Cattenom. Denn während sich die Franzosen von den Bildern aus dem fernen Japan weitgehend unbeeindruckt zeigen und hier die Angst vor der Kernkraft offensichtlich fremd ist, geben sich die Nachbarländer besorgt. Bei gutem Wetter kann man die Türme von Luxemburg und vom Saarland aus sehen, erklärt Der Spiegel, was hier Politiker wie auch Bevölkerung umtreibt: „Die Folgen wären nicht auszudenken, wenn hier etwas passieren würde – vor allem für die Deutschen, weil der Wind meist aus Westen weht!“

Nun jedoch könnte ein Vorstoß von EU Energiekommissar Günther Oettinger, womöglich, für ein wenig Entspannung sorgen. Denn der will sich, dem österreichischnm Wirtschaftsblatt zufolge, für so genannte Mini-Stresstests bei Atomreaktoren stark machen. Die sollen alle sechs Jahre durchgeführt werden und verbindlich vorgeschrieben sein: „Sollte ein EU-Staat die Sicherheitsempfehlungen der EU-Partner missachten, könnte die EU-Kommission letztendlich dagegen klagen“, zitiert das Portal EU-Kreise. Wobei sich Skeptiker natürlich bereits jetzt fragen, ob da wirklich alle beteiligten Staaten mitspielen und wie, bei festgestellten Mängeln, reagiert würde. Denn haben alle Nachbarländer wirklich ein Interesse daran, ihren Betreibern ggf. auf die sprichwörtlichen Finger zu klopfen? Jedenfalls müssten, laut dem geplanten Entwurf, die EU-Staaten selbst sicherstellen, dass bei Verstößen „wirksame, verhältnismäßige und abschreckende Strafen“ verhängt werden. Der bange Blick auf die eigenen wie auch die Reaktoren der Nachbarn wird also bleiben. Und das, so lange noch AKWs am Netz sind. Womit die Sorgen und die Probleme nicht einmal nach dem Abschalten vom Tisch sind. Denn auch die Suche nach geeigneten Endlagern und dem Umgang mit dem teils strahlenden AKW-Schrott ist ja noch im vollen Gange!

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