
Care Energy insolvent – Bis 24.10.2017 können noch offene Forderungen angemeldet werden
Nach nun mehr einem Jahr hin und her hat das Amtsgericht Bremen am 16.08.2017 das Insolvenzverfahren der Care-Energy AG eröffnet. Wer zu den ehemaligen Kunden der Stromversorgers gehört, hat jetzt die Möglichkeit bis spätestens 24.10.2017 noch offene Forderungen einzureichen, um diese geltend zu machen.
Care-Energy galt das DER Billiganbieter für Ökostrom – nun trägt das Unternehmen die Folgen seiner kurzsichtigen Strategie. Bereits vergangenen Jahres mussten in Hamburg sowie in vielen Teilen Ostdeutschlands tausende Stromkunden der Care Energy notgedrungen von ihrem jeweils zuständigen Grundanbieter versorgt werden. Der Grund: Stromnetzbetreiber 50Hertz hatte den Vertrag gekündigt wegen nicht bezahlter Rechnungen. Care Energy musste die Lieferung einstellen und zog vor Gericht. Offensichtlich ohne Erfolg.
Insolvenzverfahren wird eröffnet
Mit Wirksamkeit ab 16.08.2017 wurde über die Care-Energy AG mit Sitz in Bremen und Geschäftsadresse in Hamburg das Insolvenzverfahren eingeleitet. Damit schließt sich die AG der Care-Energy Management GmbH und der Care-Energy Holding an, die bereits im Februar Insolvenz meldeten. Nicht nur Vertriebspartner, auch Privatkunden haben nun die Gelegenheit ihre Forderungen einzureichen bzw. noch offene Beträge, Gutschriften etc. geltend zu machen.
Bis zum 24.10.2017 können Forderungsanmeldungen an den zuständigen Rechtsanwalt Jan H. Wilhelm, Am Markt 1, 28195 Bremen, eingereicht werden. Das Insolvenzverfahren wird im Amtsgericht Bremen unter dem Aktenzeichen 504 IN 2/17 geführt.
Es ist üblich, dass Gläubiger ungefähr 20 Prozent der Forderungssumme erhalten – je nach dem wie viel Vermögen seitens des Unternehmens noch vorhanden ist. Entscheidungsträger ist dabei der Insolvenzverwalter. Das Verfahren selbst wird sich wahrscheinlich sehr langwierig gestalten, eventuell über ein Jahr hinziehen.
Dabei hieß es noch vor wenigen Monaten, die Stromlieferung werde weiter geführt. Nach dem Debakel mit den Stromnetzbetreibern und dem Tod von Gründer und Gesellschafter Martin Kristek, waren die Care Energy Kunden verunsichert, wie es wohl weiter ginge. Die nachfolgende Geschäftsführung hat nach gründlicher Prüfung der Bücher und Finanzen beschlossen, ein die Insolvenz zu beantragen. Es seien keine ausreichenden finanziellen Mittel mehr verfügbar, um alle Forderungen zu decken.
Was zuvor geschah…
Die Entscheidung kommt nicht allzu überraschend. Das Unternehmen startete Ende 2011 mit durchschnittlich 40 % weniger Kosten pro Kilowatt Ökostrom im Vergleich zur Konkurrenz. Es dauerte allerdings nicht lange und die Negativmeldungen häuften sich:
- 2012: Nur ein Jahr nach Gründung erhoben die Übertragungsnetz-Betreiber Klage auf Zahlung der EEG-Umlage
- März 2013: Abmahnung von der Verbraucherzentrale Bundesverband wegen unzulässiger Allgemeiner Geschäftsbedingungen und unlauterer Werbung
- Juni 2013: Die Bundesnetzagentur verhängt ein Bußgeld in Höhe von 40.000 Euro wegen unterlassener Anzeige der Energiebelieferung
- Juli 2013: Es wird bekannt, dass die Unternehmensgruppe in den Jahren 2009, 2010 und 2011 ihren Bilanzierungspflichten nicht nachgekommen war und das Bundesjustizamt deswegen Ordnungsgelder verhängt hatte
- 20112/2013: In einer Reihe von Fällen verweigerten oder kündigten Verteilnetzbetreiber Care-Energy zeitweise den Netzzugang wegen der Vertragsstruktur oder aufgrund von Zahlungsrückständen
- Dezember 2014: Die Bundesnetzagentur verhängte ein weiteres Bußgeld in Höhe von 400.000 € gegen das Unternehmen, wieder wegen unterlassener Anzeige der Energiebelieferung
- November 2015: Das Landgericht Hamburg verurteilt Care-Energy zur Nachzahlung von rund 82 Millionen Euro EEG-Umlage
- Mitte 2016 kündigten die Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz und Tennet der Care-Energy AG den Bilanzkreisvertrag wegen ausstehender Abschlagszahlungen für die EEG-Umlage. Die betroffenen Kunden fielen in den Grundversorgungstarif.
- Martin Kristek, der Gründer und Geschäftsführer der Care-Energy Gruppe, starb im Januar 2017 an einem Herzinfarkt. Die Führung der Care Energy Management GmbH übernahm der zuvor als Pressesprecher fungierende Marc März.
- 2016: Kunden beschwerten sich vermehrt über fehlerhafte Abrechnungen und verzögerte Erstattungen von Guthaben
- Am 17. Februar 2017 meldeten die Care-Energy AG, die Care-Energy Holding GmbH und die Care-Energy Management GmbH Insolvenz an
Nach all dem konnte Care Energy nicht wieder an den Markt aufschließen. Obgleich nach eigenen Angaben derzeit noch 12.500 Kunden mit Strom und 2000 mit Gas sowie in Österreich 12.900 Kunden mit Strom versorgt werden – es waren einmal über 360.000 Kunden. Der Ruf ist endgültig ruiniert, sowohl bei den Handelspartnern als auch bei den Verbrauchern.
Der Stromanbieter pleite – und nun?
Während eines Insolvenzverfahren steht Kunden prinzipiell kein Sonderkündigungsrecht zu. Die Kündigung wäre nur im Rahmen der vertraglichen Fristen möglich – vorausgesetzt der Vertragspartner erfüllt auch im Zuge der Insolvenz seine Lieferpflicht. Aus Erfahrungen mit den Insolvenzen der Energieversorger Flexstrom und TelDaFax ist bekannt, dass ernsthaft damit zu rechnen ist, dass die zuletzt verbliebenen rund 10.000 bis 20.000 Kunden durch das Unternehmen nicht auf Dauer weiterbeliefert werden können. Der vorläufige Insolvenzverwalter hat sich allerdings nach Meldungen des Magazins Focus sowie des Hamburger Abendblatt optimistisch gezeigt und eine Weiterbelieferung angekündigt. Im Fall Care Energy wurde diese jedoch schon teilweise von regionalen Grundversorgern, sprich Stadtwerken, übernommen. Damit löst sich das Vertragsverhältnis für diejenigen Kunden unweigerlich auf – sie werden automatisch vom neuen Stromanbieter übernommen und in dessen Grundtarif eingestuft. Das bedeutet meistens höhere Strompreise für den Verbraucher, aber auch kürzere Vertragslaufzeiten. Betroffene Kunden sollten sich also umgehend einen neuen Stromanbieter suchen.
Letzte Kommentare
Null Sterne , weniger für eine Betrüger Firma . Ich habe eine Mahnung Bekomme
Vielen Dank für diesen Ratschlag. Es ist wahr, dass es schwierig ist, zu Weihna
[…] Erneuerbare Energie sind im Stromsektor längst angekommen, doch diese