Ökostrom-Kunden: Nicht unbedingt gut für die Energiewende in Deutschland

windkraft-3-photosDa denkt man, man tut der Umwelt etwas Gutes und entscheidet sich für Ökostrom, aber laut einer Studie des Umweltbundesamtes sind Ökostrom-Kunden nicht unbedingt gut für die Energiewende in Deutschland. Denn nach dieser Erhebung zufolge tragen die Verbraucher, die sich für umweltfreundlichen Strom entscheiden, nicht gerade dazu bei, dass in der Bundesrepublik mehr Wind- und Solarkraftwerke gebaut werden. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung heißt es in der jetzt vorgestellten „Marktanalyse Ökostrom“, dass neue Ökostromanlagen in Deutschland „auch ohne den Stromhandel wirtschaftlich betrieben werden“ können.

Viele Verbraucher wollen etwas Tun, was der Umwelt zugute kommt und entscheiden sich für Ökostrom. Aber diese Ökostrom-Kunden sind nicht unbedingt gut für die Energiewende in Deutschland, wie jetzt eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) ergeben hat. Demnach würden die Investitionen der Ökostromanbieter die Erweiterung der Ökostromanlagen in der Bundesrepublik im besten Fall nur „geringfügig beschleunigen“. Ganz anders sieht es hingegen mit Anlagen im Ausland aus. Hier scheint die Förderung zu helfen, Anlagen umzusetzen, die sonst – wegen fehlender oder mangelnder Förderung – dort nicht entstehen würden. Dennoch hat die Ökostromnachfrage hierzulande laut Umweltamtssprecher Michael Marty eine „starke gesellschaftspolitische Auswirkung“ gehabt. So gibt es in Deutschland mittlerweile über 1.000 Anbieter, die einen Ökostromtarif im Portfolio haben. Sie beziehen ihren Strom, der mit mittlerweile mehr als 3.800 verschiedenen Tarifoptionen angeboten wird, von 801 Anbietern. Diese Zahlen sind offenbar ein Ausdruck dafür, dass die Kunden mit ihren Wünschen die Unternehmen beeinflusst hätten.

Laut der Studie gab es im Jahr 2011 gut 5,5 Millionen deutsche Haushalte, die Ökostrom bezogen haben. Das sind fast 12 % aller Stromverbraucher. Die gute Nachricht hierbei ist: Wer Ökostrom will, bekommt ihn tatsächlich auch geliefert. Das Problem: Für die Energiewende bringt das eben leider fast gar nichts, denn in dem Gutachten wurde festgestellt: „Der überwiegende Anteil des als Ökostrom vermarkteten Stroms beruht auf dem Handel mit Herkunftsnachweisen und stammt aus dem europäischen Ausland.“ Heißt im Klartext: Auch wenn in Deutschland immer mehr Wind- und Solarparks aus dem Boden gestampft werden, so kommt ein Großteil des hier verbrauchten Ökostroms eben nicht aus dem Inland. So wurden 2011 zwar mehr als 120 Terawattstunden Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert wurden. Davon durften aber nur rund 30 Terawattstunden dann tatsächlich auch als Ökostrom verkauft werden. Das Dilemma liegt darin begründet, dass sich der Betreiber einer Ökostromanlage nämlich entscheiden muss, ob er für den Ökostrom die staatliche Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einstreicht, oder ob er den Strom direkt als Ökostrom verkauft. Das Doppelvermarktungsverbot verbietet nämlich, dass man sich erst den Bau der Anlage subventionieren lässt, mit der man später Ökostrom produziert und den man später auch als solchen verkauft. Um nun deutschen Ökostrom auch als solchen anbieten zu können, benötigt man einen Herkunftsnachweis. Das Problem liegt aber darin, dass es diesen Nachweis in Deutschland nur für nicht (mehr) staatlich geförderte Ökostromanlagen wie einige Wasserkraftwerke in Süddeutschland oder ältere Windkraftanlagen in Norddeutschland gibt. Diese Nachweise gibt es im Ausland hingegen, zum Beispiel in Norwegen, zu einem Spottpreis, so dass laut der Studie 2011 rund 89 Prozent des in Deutschland vermarkteten Ökostroms einen Herkunftsnachweis aus skandinavischen Wasserkraftwerken aufwies. In den wasserreichen skandinavischen Ländern wird mehr Ökostrom aus Wasserkraft produziert als überhaupt nachgefragt wird. Natürlich werden jetzt die Rufe nach einet Verschärfung der Ökostrom-Siegel oder nach neuen Kriterien, die sich nicht mehr allein an der Menge des grünen Stroms, sondern stärker am Engagement der Unternehmen für eine nachhaltige Energieversorgung orientieren, immer lauter. Für die Verbraucher gilt jetzt mehr denn je, genau hinzuschauen.

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