Steigt Greenpeace jetzt beim Kohlestrom ein?

Für die zum Verkauf stehenden Braunkohle-Tagebaue von Vattenfall in der Lausitz ist jetzt ein doch auf den ersten Blick etwas überraschender Interessent aufgetaucht. Greenpeace steigt nun neben den beiden tschechischen Energiekonzernen CEZ und EPH ebenfalls ins Bieterrennen um die Kohle des Gebietes südlich von Cottbus ein. Steigt damit die Umweltschutzorganisation nun auch bald beim Kohlestrom ein? Die Antwort darauf gibt es in diesem Artikel.

Warum immer nur vor den Toren gegen die Kohlekraftwerke protestieren und sich von der Industrie den Schwarzen Peter zuschieben lassen? Greenpeace dreht jetzt den Spieß um und hat Interesse am Kauf der Anlagen und Tagebaue von Vattenfall in der Lausitz bekundet. Steigt Greenpeace jetzt also beim Kohlestrom ein? Damit ist wohl kaum zu rechnen. Mit dem Kauf der ausgeschriebenen deutschen Braunkohle-Tagebaue des schwedischen Staatskonzerns wollen die Umweltschützer eher verhindern, dass noch mehr Kohle ausgebaggert wird. Annika Jacobson, Chefin von Greenpeace Schweden, sagte zu den vorläufigen Plänen ihrer Organisation laut dem Greenpeace Magazin: „Wir werden eine ernsthafte Diskussion mit Vattenfall über den Kauf führen.“ Auch wenn man sich gerade erst in der ersten Stufe des Bieterprozesses befindet und derzeit noch wenig konkrete Pläne hat, steht eines schon fest, wie Jacobson, ergänzte: „Alles, was wir bisher wissen, ist, dass wir die Kraftwerke schließen und den Kohleabbau stoppen würden.“

Und die Aktivisten gehen selbstverständlich nicht davon aus, dass die beiden anderen bislang bekannten Interessenten, die zwei tschechischen Energiekonzerne EPH und CEZ, die ihr Geld mit Atom- und Kohlestrom verdienen, bei einem Zuschlag große Rücksicht auf den Klimawandel nehmen werden. Man will verhindern, dass weiter große Kohlemengen verbrannt werden und die Tagebaue lieber zuschütten anstatt sie weiter auszubaggern. Die von Vattenfall in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg betriebenen fünf Kohlegruben und drei Kraftwerke geben derzeit rund 8.000 Menschen Arbeit. Indirekt sollen sogar rund 25.000 Jobs von der Lausitzer Braunkohle abhängig sein. Von der Energie aus diesem Revier wird etwa zehn Prozent der deutschen Stromerzeugung gedeckt.

Was mit den Leuten, die derzeit noch in der Lausitz mit der Braunkohleförderung und –verstromung ihr Geld verdienen, passiert, dazu hat die Chefin von Greenpeace Schweden auch schon einige Vorstellungen: „Generell denke ich aber: Es macht keinen Sinn, eine Branche fortzuführen, die unser Klima gefährdet – nur weil Arbeitsplätze daran hängen. Auf dem Arbeitsmarkt muss jeder darauf achten, welche Berufe künftig gebraucht werden. Der Ausbau von erneuerbaren Energien wird viel mehr neue und langfristige Arbeitsplätze schaffen als die Kohleindustrie.“

Das dürfte bei den Betroffenen wohl auf wenig Gegenliebe stoßen. Auch bei der Landesregierung, konkret in Person von Brandenburgs Energieminister Albrecht Gerber (SPD), kamen die Pläne nicht allzu gut an. Er meinte, dass es sich bei dem Greenpeace-Vorstoß offenbar um einen Aprilscherz zur falschen Jahreszeit handeln müsse. Seiner Meinung nach ist die Bewerbung „völlig abwegig“. Im sächsischen Wirtschaftsministerium ist man da schon etwas diplomatischer. Hier hieß es laut mdr.de nur: „Ob dies ein ernstzunehmendes Angebot ist, wissen wir nicht.“

Für die Grünen im sächsischen Landtag hingegen ist dieses Angebot ein Schritt in die richtige Richtung. Der energiepolitische Sprecher Gerd Lippold in Dresden sagte: „Für die bisher diskutierten Erwerber, die tschechischen Energiekonzerne CEZ und EPH, resultiert ein Unternehmenswert der Kohlesparte nur aus der noch verbrennbaren Kohle. Für Greenpeace als potenziellem Erwerber hingegen, eventuell gestützt durch eine breite ‚Crowd Funding‘-Initiative ist jede Tonne vermiedene CO2-Emission Teil einer werthaltigen Geschäftsstrategie.“ Derzeit nimmt Greenpeace die Geschäftsbedingungen für den Kauf genauer unter die Lupe und wird bis zum 20. Oktober 2015 ein konkretes Kaufangebot bei Vattenfall einreichen.

Bilder: © Vattenfall Europe Sales GmbH

Einen Kommentar hinterlassen

Your email address will not be published. Required fields are marked (required):

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Weitere Artikel

Letzter Post

Letzte Kommentare

stromtarife-vergleich.net

Stromtarife-vergleich.net bietet Ihnen News rund um Energie, Ökologie und Strompreisen.

Vergleichen Sie aus hunderten Stromanbietern für Ihre Region und sparen Sie jeden Monat bares Geld durch unseren kostenlosen Stromrechner.

Back to Top