Stilllegung von Kohlekraftwerken: Für die Verbraucher wird das teuer

Auch gegen massive Kritik von Umweltverbänden und Wirtschaftsinstituten hat Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) seine Pläne zur Stilllegung von Kohlekraftwerken jetzt durchgesetzt. Hatte sich der Minister noch im vergangenen Sommer gegen Subventionen bei den Kraftwerken, die fossile Brennstoffe verpulvern, ausgesprochen, so knickte er nun ein und verkündete vor kurzem die Einigung mit den Stromkonzernen. Das dürfte vor allem die stark gebeutelten Aktionäre des krisengeschüttelten Stromriesen RWE freuen, unter denen sich auch viele chronisch klamme, SPD-geführte Kommunen in NRW befinden. Für die Verbraucher wird diese Entscheidung indes teuer. Mit welchen Mehrkosten ihr rechnen müsst, erläutern wir in diesem Artikel.

Bis zum Jahr 2020 müssen RWE, Vattenfall und Mibrag nun 13 Prozent der deutschen Braunkohle-Kapazitäten schrittweise stillegen. Pro Jahr gibt es dann für den Gewinnausfall für die Betreiber jeweils 230 Millionen Euro. In Summe macht das dann in den nächsten Jahren für die Stillegung von Kohlekraftwerken also insgesamt 1,6 Milliarden Euro. Und weil dieses Geld ja auch irgendwoher kommen muss, wird es für die Verbraucher teurer. Denn diese Kosten werden über die Netzentgelte auf sie umgelegt. Das sind im Jahr zwar pro Haushalt nur 1,75 Euro, aber rechnet man auch noch die Belastungen durch eine steigende Ökostrom-Umlage, einer höheren Umlage für Anlagen, die Strom und Wärme erzeugen (KWK), sowie weiteren Maßnahmen hinzu, summiert sich das Ganze schnell auf.

Auch wenn der Anteil vom Ökostrom am Gesamtstrommix in Deutschland laut der Frankfurter Neuen Presse schon mittlerweile bei rund 27 Prozent liegt, kommt die grüne Energie immer noch nicht so richtig aus den Startlöchern, was an der weiterhin starken Braunkohleverstromung liegt. Im Vergleich zu 2013 sank deren Anteil 2014 nur ganz leicht um 0,3 Prozent auf immer noch 24,9 Prozent. Und weil die Preise für CO2-Verschmutzungsrechte im EU-Emissionshandel weiter im Keller sind, bleiben die Kohlekraftwerke auch weiter am Netz, wenn es nach den Willen der Betreiber ginge und die klimafreundlicheren Gaskraftwerke haben weiter das Nachsehen und werden sogar abgeschaltet.

Das hat dann leider zur Folge, dass Deutschland als selbsternannter Klimaschutzvorreiter seine eigenen, engagierten Klimaziele nicht in den Griff bekommt. Nach Einschätzungen des Umweltbundesamtes waren die Braunkohlekraftwerke mit 158 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr für mehr als die Hälfte des CO2-Ausstoßes im Strommarkt verantwortlich. Das passt so gar nicht zum Image des Klima-Klassenprimus, der bis 2020 seinen CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 40 Prozent senken will. Damit die Kanzlerin dennoch bei der Klimakonferenz im Dezember in Paris glänzen kann, wurde nun dieses Maßnahmenpaket durchgedrückt. Dadurch stehen die betroffenen Mitarbeiter am Niederrhein oder in der Lausitz, wo Vattenfall seine Tagebaue verkaufen will, nun vor einer ungewissen Zukunft. Zudem kündigte nun auch RWE noch den langfristigen Abbau von 800 bis 1000 Stellen an.

Bilder: © Tom à La Rue, Flickr

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