Belastungsgrenze erreicht: Das Stromnetz muss dringend ausgebaut werden

Am 08. Juni veröffentliche der Übertragungsnetzbetreiber Amprion eine Pressemitteilung, in der mal Klartext gesprochen wurde. Einerseits zog das Unternehmen positives Resümee für das vergangene Jahr – andererseits warnte es eindringlich vor den Gefahren der derzeitigen Situation. Denn das deutsche Stromnetz stößt immer mehr an seine Grenzen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis alles in sich zusammen bricht.

Um die Stromversorgung weiterhin zu sichern, sind dringend Investitionen und vor allem innovative Lösungen gefragt. Die Nord-Süd-Leitungen müssen so viel stemmen wie nie zuvor, der Transportbedarf ist extrem angestiegen und auch das Abschalten der Kernkraftwerke stellt die Stromversorger vor neue Herausforderungen.

 

Droht der Stromversorgung ein Burnout?

„Das deutsche Übertragungsnetz ist an seine Belastungsgrenze gestoßen“ – so der technische Geschäftsführer Amprions Dr. Klaus Kleinekorte. Und auch der Rückblick 2016 winkt mit dem Strom-Zaunpfahl:

  • außerplanmäßige Kraftwerkrevisionen in Frankreich
  • historische Tiefstände der Wasserkraftwerke in Österreich und Schweiz
  • Wegfall der Kernkraftwerke im Süden Deutschlands

Dagegen stemmt Amprion einen regelrecht enthusiastischen Ausbau. Geplant wurden 2.000 km neue Leitungen:

  • rund 210 Netzausbaukilometer sind bereits fertig
  • 200 weitere werden derzeit gebaut
  • mehr als 1.000 Kilometer sind kurz vor oder gerade im Genehmigungsverfahren

Nicht ohne Grund sind die Übertragungsnetzbetreiber zur Eile getrieben, wobei Amprion neben TransnetBW, Tennet und 50hertz nur einer von vier großen in Deutschland ist, mit etwa 11.000 km allerdings das längste Höchstspannungsnetz betreibt. Um ihrer Aufgabe einer ausfallfreien Stromversorgung gerecht zu werden, müssen sie großformatige Projekte bewältigen, und das innerhalb kürzester Zeit. Für Amprion bedeutete dies 2016 rund 570 Millionen Euro in die Erweiterung und Erneuerung seines Netzes zu investieren (im Vorjahr waren es 474 Millionen Euro). Damit musste vor allem im vergangenen Winter so viel Geld wie nie zuvor ausgegeben werden, um das Stromnetz zu stabilisieren und eine Überlastung zu verhindern.

Parallel setzt man auf das deutsch-belgische Projekt ALEGrO, mit dem im europäischen Wechselstromnetz eine erste regelbare Gleichstromverbindung aufgebaut werden soll. Ein weiteres Pilotprojekt in Kooperationen mit Bohrspezialisten Herrenknecht, RWTH Aachen und dem Bundeswirtschaftsministerium zählt ebenfalls zu den aktuellen Maßnahmen. Hier ist das Ziel gemeinsam eine verbesserte Verlegetechnik für Erdkabel zu entwickeln. Die ersten Praxistests laufen bereits.

 

Auch eine Frage der Energiewende

Während die Kernkraftwerke wegfallen, müssen andere – vor allem zukunftsorientierte – Lösungen her. Die Energiewende hat daher nicht nur politische Präsenz, sondern ist auch großes Thema beim Netzausbau. Um die erneuerbaren Energien besser zu integrieren, fordern die Stromversorger mehr Transparenz, Flexibilität und insbesondere sektorenübergreifende Ansätze. Bislang zählt der Ökostrom nicht als stabil genug. Schwankungen und Ausfälle machen die Hauptnutzung von Kohlekraftwerken nach wie vor erforderlich. Doch auch die gesetzlichen Bestimmung behindern den Fortschritt. Zudem müssen gerade die Übertragungsnetzbetreiber bei Genehmigungsanträgen die Umweltaspekte berücksichtigen, denn Hochspannungsmasten und -leitungen sind nach wie vor im Brennpunkt zwischen dem Bewahren von Naturschutz und dem Sichern der Stromversorgung.

Bilder: © TransnetBW

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