Sinkende Strompreise: Nur wer vergleicht, profitiert vom günstigen Strom

In Deutschland freut man sich derzeit über leicht sinkende Strompreise. Doch immer noch stecken viele Deutsche bei ihrem örtlichen Grundversorger fest und machen sich meist auch nicht die Mühe, die Preise der Stromanbieter zu vergleichen, aber nur wer vergleicht, profitiert vom günstigen Strom. So sind Preisunterschiede von mehreren hundert Euro in einer Stadt in derselben Wohnungs- und Familiengröße keine Seltenheit. Wie man sparen kann und was dabei zu beachten ist, erläutern wir hier.

Eine vierköpfige Familie in Deutschland mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 5.000 kWh zahlt pro Jahr 1.395 Euro für Strom. Ein großes Vergleichsportal hat zwar sinkende Strompreise ermittelt, denn dieser Betrag lag 2014 noch bei 1.438 Euro, aber nur wer vergleicht, profitiert vom günstigen Strom. Verivox geht davon aus, dass die Bürger bei den Strompreisen 2015 im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent entlastet werden, während Portal-Konkurrent Check24 von nur drei Prozent weniger ausgeht. Aus diesen Zahlen kann man aber auch schon ablesen: Die ganz große Entlastung für die Verbraucher gibt es noch nicht. In den letzten Jahren wurde beim Strompreis wieder und wieder draufgeschlagen, so dass diese kleinen Schritte jetzt nicht wirklich ins Gewicht fallen. Seit 2008, als ein Durchschnittshaushalt noch rund 1.035 Euro im Jahr zahlen musste, seien die Kosten im Schnitt um 35 Prozent gestiegen. Auch wenn in diesem Jahr die Durchschnittspreise für Strom das erste Mal seit langem wieder sinken werden, so profitieren noch längst nicht alle Bürger davon.

Wer weniger bezahlen will, muss als Verbraucher aber auch selbst die Initiative ergreifen. Das Problem ist auch, dass nicht jeder Strom- oder Gasanbieter die Preise senkt bzw. dass die Preissenkungen von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sind. Wie Verivox herausgefunden hat, halten sich die Preissenkungen in den vergangenen zwölf Monaten bei den örtlichen Grundversorgern mit ein bis zwei Prozent doch in einem sehr begrenzten Rahmen. Wolfram Hey, Energieberater der Verbraucherzentrale Brandenburg in Potsdam, sagte dazu laut welt.de: „Viele regionale Anbieter geben die Strompreissenkungen nicht weiter. Es beschränkt sich auf einige große Anbieter, die nicht überall vertreten sind.“ Wer seine Stromrechnung senken will, sollte also mal einen Blick über den Tellerrand werfen. „Wer immer bei demselben Anbieter war, bezieht in der Regel über den örtlichen Grundversorger Strom zum Grundtarif. Und das ist meist die teuerste Variante.“

Aber neben dem Preis auf der Stromrechnung sollten Verbraucher auch ihre Verbrauchswerte im Blick behalten. Einige einfache Regeln, können helfen, den Verbrauch zu senken: Energiesparlampen oder gleich auf noch viel verbrauchsärmere LED-Leuchten umschwenken, nicht so viele Geräte (Fernseher, DVD-Spieler und Laptop usw.) gleichzeitig laufen lassen, sondern sich lieber auf eines konzentrieren und alles, was nicht benötigt wird, einfach ganz abschalten. Auch im Standby verbrauchen Geräte Strom.

Eine Gruppe, die besonders viel Strom im Verhältnis zur Haushaltsgröße verbraucht, sind Rentner und ältere Alleinstehende. Diese nutzen meist ältere Geräte, die noch nicht so energieeffizient sind wie die moderne Technik. Die landläufige Meinung geht ja meist davon aus, dass ältere Leute ungern wechseln und ihrem Stammanbieter über Jahrzehnte die Treue halten, auch wenn der oft die teuerste Lösung bietet. Dass es aber auch anders geht, zeigt das Ehepaar Müller – beide jenseits der 65 und mit Einfamilienhaus im Rhein-Main-Gebiet. Wolfgang Müller hat seine Kosten für den durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4.250 kWh immer voll im Blick. Erst vor wenigen Monaten ist das Ehepaar von Mainova, wo sie jährlich gut 1.200 Euro zahlten, zu Maingau Energie gewechselt und spart somit jetzt um die 20 Euro monatlich. Einen Tipp hält der Rentner bereit: Nicht ständig auf die Rechnung schauen, sondern Ruhe bewahren. Er sagte: „Ich prüfe zweimal im Jahr bei Verivox, Check24, Toptarif und anderen die Strom- und Gasszene. Und wenn nach maximal zwei Jahren mein Versorger nicht mehr unter den ersten zehn ist, dann wechsle ich wieder.“ Verträge mit hohen Vorauszahlungen lehnt Herr Müller aber ab, denn der Verbraucher bleibt auf den Kosten sitzen, wenn der Anbieter Insolvenz anmeldet.

Daniela Czekalla, Expertin von der Verbraucherzentrale Bayern, steht der Wechselprämie, mit der manche Stromversorger wechselwillige Kunden locken, durchaus kritisch gegenüber. Sie sagte: „Den Wechselbonus zahlt der Anbieter aber nur im ersten Jahr.“ Damit wird die Rechnung künstlich niedrig gerechnet. Wer es genau wissen will, muss die Prämie rausrechnen. Energieberater Hey verrät, wann ein Anbieterwechsel möglich ist: „Meistens beträgt die Laufzeit ein Jahr. Grundversorger haben bei ihrem Basistarif lediglich 14 Tage Kündigungsfrist.“ Die Kündigung sollte man auf jeden Fall schriftlich einreichen und sich das am besten auch gleich schriftlich vom alten Anbieter bestätigen lassen. Die Laufzeit sollte erst einmal maximal ein Jahr betragen und auch von Paketpreisen wird abgeraten, denn „wenn man mehr verbraucht, als im Paket enthalten ist, kann das teuer werden.“

Bilder: © Lablascovegmenu, Flickr

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