Droht der Netzkollaps?

Droht der Netzkollaps?

Was man immer wieder im Zusammenhang mit dem Ausbau des Ökostroms hört, ist die fehlende Infrastruktur für den Transport desselbigen von der Erzeugungsplattform zum Endverbraucher. Vor allem wenn es um den Ausbau der Offshore-Anlagen geht, fehlen Leitungen, um den Strom auch zu transportieren.

Auch Bundesumweltminister Röttgen weiß, dass Deutschland in einigen Regionen am Rande der Netzstabilität liegt. Mit den derzeitigen Netzen müssen die Ökostromproduzenten immer wieder ihre Anlagen abschalten. Damit die Windenergie von der Küste in den Süden kommt und man überall in Deutschland Solarstrom einspeisen kann, sind neue Stromautobahnen notwendig. Diese müssen flexibel auf die schwankende Einspeisung reagieren können und sich dem täglich veränderten Stromverbrauch anpassen. Man könnte die deutschen Stromnetze in etwa so beschreiben, wie als ob man noch in der Telekommunikation mit Wählscheibe telefoniert.

Durch den massiven Zuwachs an Solarpanels könnte bereits im kommenden Jahr an starken Sonnentagen der tägliche Strombedarf von Deutschland (etwa 30 Gigawatt) allein durch Sonnenenergie gedeckt werden, wie die Deutsche Energieagentur (dena) erklärt. Eine installierte Leistung von 50 Gigawatt würde möglicherweise bereits zum Netzkollaps führen, wie dena-Chef Stephan Kohler der Meinung ist.

Laut dena braucht Deutschland bis 2020 etwa 3500 Kilometer neue Stromleitungen, um den strom von den Offshore-Anlagen zu transportieren. Gebaut sind erst 90 Kilometer. Vor allem die Bevölkerung stellt sich hier noch quer. Nicht jeder will 380 kv-Hochspannungsleitungen mit bis zu 60 Meter hohen Masten neben seinem Haus stehen haben. Die Alternative eines Erdkabels steht nicht zur Debatte, da diese zu viele Nachteile habe.

Eine Lösung bietet aber interessanterweise die Deutsche Bahn. Man prüft derzeit, ob die eigenen Strommasten an den Bahntrassen nicht um 15 Meter erhöht werden können, um Starkstrom zu transportieren.