Pilot-Projekt in L.A.: Windstrom aus dem U-Bahn-Schacht

U_Bahn_Los_Angeles_2014_01Eigentlich denkt man bei L.A. gleich an viel Sonne und somit auch gleich an Solarenergie, aber die Metropole Los Angeles verfügt auch über ein großes U-Bahn-System und so haben sich die Mitarbeiter des Nahverkehrsunternehmens jetzt etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie wollen den Strom, also zumindest einen Teil, den sie für den Betrieb des Netzes benötigen, auch gleich selbst produzieren. Dazu soll im U-Bahn-Schacht ein Turbinensystem installiert werden, mit dem sich dann Windstrom aus dem Fahrtwind der Züge gewinnen lässt. Wie das Ganze genau funktionieren soll und wie viel Strom sich damit erzeugen lässt, lest ihr hier.

Hört man L.A. so denkt man eigentlich gleich an achtspurige Highways und lange Autokolonnen, aber die Metropole an der Westküste der USA hat auch ein langes U-Bahn-System zu bieten und die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe kamen jetzt auf die Idee, einen Teil des zum Betrieb nötigen Stroms aus dem Wind durchfahrender Züge selbst zu erzeugen. Die Züge durchqueren die Stadt auf der langen roten, gelben, blauen oder grünen Linie und durchfahren dabei kilometerlange Tunnel. Und jeder, der schon einmal an einer unterirdischen U-Bahn-Station auf einen Zug gewartet hat, kennt dieses Gefühl, wenn der einfahrende Zug mit jeder Menge Wind in den Bahnhof braust. Dieser Wind hat schon so manchen überrascht und nun überraschen uns die Mitarbeiter des Unternehmens mit einer simplen, aber genialen Idee: Sie wollen im U-Bahn-Schacht ein Turbinensystem installieren. Laut tagesschau.de sagte Chris Liban, ein Ingenieur bei der U-Bahn von Los Angeles über die Funktionsweise des Systems: „Dort fangen die Turbinen den Fahrtwind auf, er wird in Energie umgewandelt und in einer Art Batteriesystem aufbewahrt.“

Getestet wird diese neue Idee erst einmal zwischen den beiden Stationen North Hollywood und Universal City wurde auf der roten Linie. Der Wind in einem U-Bahn-Schacht kann eine Geschwindigkeit von bis zu 112 km/h erreichen, was in etwa einem orkanartigen Sturm bei Windstärke 11 entsprechen würde. Also wieso sollte man diese Energie ungespeichert verpuffen lassen? Das dachte sich auch Liban, als er durch die Beobachtung einer seiner Mitarbeiter auf die Idee gebracht wurde. Wie er damals auf diesen Einfall kam, beschriebt der Entwickler so: „Der Kollege sah auf dem Bahnsteig, wie der Fahrtwind der einfahrenden U-Bahn einem wartenden Passagier das Toupet vom Kopf gefegt hat.“

Erste Versuche haben nun ergeben, dass man auf der Teststrecke pro Tag 77 Kilowattstunden Strom mit diesem System erzeugen könnte. Das reicht zwar für den Betrieb der U-Bahn noch bei weitem nicht aus, aber mit dieser Energie lassen sich zum Beispiel Hilfssysteme des Transportmittels betrieben, wie beispielsweise für das Licht oder die Rolltreppen in den Haltestellen oder für das Aufladen von Elektroautos. Der größte Vorteil dieser Innovation liegt für Liban klar auf der Hand: „Je mehr Energie die Metro Los Angeles selbst produziert, desto weniger Strom müssen wir vom Netz kaufen.“ Nun machen sich seine Kollegen daran, Geld aufzutreiben und auszuwerten, an welchen übrigen Stationen sich ein solches Fahrtwind-Auffang-System noch lohnen könnte. Grundvoraussetzung ist, dass die Strecke zwischen zwei Stationen ausreichend lang ist, damit die Züge ordentlich Schwung holen können und damit sie dann jede Menge Wind erzeugen. Wir finden diese Idee auf jeden Fall klasse und würden uns wünschen, dass bald noch mehr Städte von diesem System Gebrauch machen würden.

Bilder: © BitBoy / Flickr

1 Kommentar

  1. Christian Vögtli -  3. Dezember 2018 - 09:00 61339

    Diese U-Bahn-Fahrtwind-Tourbine erinnert mich ein wenig an einen Perpetuum-Mobile-Versuch – zumindest so wie das der Autor des Artikels versteht. Es ist anzunehmen, dass die Turbienen im Abluftschacht den Staudruck im Tunnel derart erhöhen, dass der zusätzliche Traktionsenergiebezug ab Fahrdrahrleitung den Output der Turbinen übersteigen wird. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn man die U-Bahn noch schneller fahren lässt oder dann noch auf die Idee käme extra Winderzeugungsklappen an das Fahrzeug zu machen – damit es noch mehr Luftwiderstand hat. Hoffen wir mal, die Amis kommen auch darauf .
    Aber für Energy-Harvesting im Kleinen, um sich Zuleitung und Transformation zu sparen, sicherlich sinnvoll.

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