Strom per SMS: Ein Startup in Ruanda

Handy_Afrikaner_2014_01Seitdem die Regierung in Ruanda wegen zu oft nicht bezahlter Stromrechnungen auf Strom nur noch gegen Vorkasse umgestellt hatte, gab es immer wieder Probleme mit der Versorgung der Bevölkerung. Im ganzen Land gab es bislang nur fünf Shops des staatlichen Stromversorgers, die Prepaid-Strom verkaufen durften und dementsprechend lange Schlangen bildeten sich vor diesen Geschäften. Um das zu ändern, hat ein junger Unternehmer ein Startup in Ruanda gegründet und verkauft seinen Landsleuten jetzt Strom per SMS. Wie Mobiltelefon und Strom aus der Steckdose zusammenhängen, erklären wir hier in unserem Artikel.

Früher mussten die Menschen in Ruanda lange Schlange stehen, um ihr Stromguthaben wieder aufzuladen. Die Leute standen auch vor dem Büro von Jeff Gasana in der Hauptstadt Kigali und unterhielten sich meist so laut, dass der junge Mann und seine Kollegen sich selbst nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren konnten. Laut der Wirtschaftswoche sagte der 34-Jährige: „Wir konnten manche Nachmittage nicht arbeiten, weil die Leute vor unserem Büro auf dem Boden saßen und laut geredet haben.“ Da kam Gasana die Idee, ein Startup zu gründen und die Menschen mit Strom per SMS zu versorgen.

Anfang der 2000er Jahre wurde in Ruanda ein Prepaid-System für Strom eingeführt, weil immer mehr Stromrechnungen einfach nicht bezahlt wurden bzw. bezahlt werden konnten. Nur leider hatte man in dem afrikanischen Land lediglich fünf Läden autorisiert, Strom gegen Vorkasse zu verkaufen. Lange Wartezeiten waren also für die Menschen schon vorprogrammiert. Jeff Gasana sagte damals zu einem seiner Mitstreiter: „Lass uns ein Geschäft aus der Wartezeit machen.“ Also bauten sie ein System auf, mit denen die Leute ihren Strom statt im Laden mit ihrem Handy bezahlen können und so auch die Warteschlangen umgehen können. Die Nutzer bekommen einen Code auf ihr Handy geschickt, den sie dann in ihren Stromzähler eingeben können. Am Anfang war es zwar schwierig, den staatlichen Energieversorger zu überzeugen, dass dieses System eingeführt werden sollte, aber jetzt funktioniert alles reibungslos.

Und das Geschäft wird weiter ausgebaut, denn mittlerweile hat die Firma von Gasana, SMS Media, Lizenzen an viele kleine Shops im ganzen Land verteilt, die dann ebenfalls die Codes für den Strom verkaufen. Der Vorteil laut Gasana: „Auf dem Land spart es den Leuten außerdem lange Wege.“ Ihn hat es schon immer genervt, dass man nie genau weiß, wie lange das Stromguthaben noch reicht und wenn dann während eines spannenden Fußballspiels plötzlich der Fernseher und das Licht ausgingen. Nun muss man nicht mehr zum nächstgelegenen Stromhändler reisen, sondern kann sein Guthaben ganz einfach per SMS von zuhause aus wieder aufladen. Und die Geschäfte mit dem Strom laufen nicht nur hierzulande, sondern auch in Ruanda gut, auch wenn hier 2012 gerade einmal 16 % der Bevölkerung einen Stromanschluss besaß. Laut eigenen Angaben wirft das Geschäft für Gasanas Firma jeden Monat rund 40.000 Dollar ab. Genug, um 25 Programmierer und Service-Mitarbeiter, alle Mitte 20, zu beschäftigen.

Und das Geschäft soll immer weiter ausgebaut werden. So vergibt das Unternehmen mittlerweile auch selbst Lizenzen an Shop-Besitzer, die dann den Strom weiterverkaufen. Dazu ergänzte der 34-Jährige: „Wenn ein Dorf mit ein paar Häusern an das Stromnetz angeschlossen ist, schauen wir, ob nicht jemand einen kleinen Shop eröffnen will.“ Und dann kann der Shop-Betreiber für Menschen ohne Handy Strom einkaufen und erhält dann vier Prozent Provision von dem verkauften Strom. Somit wird heute das, was früher die wenigen offiziellen Stromverkäufer des Landes abgewickelt haben, auch durch die vielen kleinen Kioskbesitzer ergänzt. Und genau wie beim Strom wird nun auch Wasser per SMS verkauft und schon bald sollen Lottoscheine folgen. Der Jungunternehmer träumt davon, dass seine Idee bald in ganz Afrika Erfolg hat.

Bilder: © whiteafrican / Flickr

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