Mit der Ökostrom-App OEEX zu 100 % echten Grünstrom

Kunden, die heute voll auf Ökostrom setzen wollen, können nicht immer sicher sein, dass sie auch zu 100 % echten Grünstrom erhalten. Das Problem ist, dass der gelieferte Strom eigentlich überall herkommen kann, auch aus dem Kohlekraftwerk oder dem Atomkraftwerk um die Ecke, denn der Verbraucher bekommt, einfach ausgedrückt, fast immer den Strom, der bei ihm um die Ecke produziert wird. Wer also einen Ökostromtarif wählt stellt lediglich sicher, dass mindestens in Höhe seines Verbrauchs an anderer Stelle Ökostrom in die Netze fließt. Mit der innovativen Ökostrom-App OEEX soll jetzt das Stromnetz entlastet werden und am besten gleich noch der Solarstrom aus den Photovoltaik-Anlagen der Nachbarn genutzt werden. Für diese Idee bekam das junge Start-Up-Unternehmen jetzt in Essen den Energy App Award in der Kategorie „Innovationen“. Was das Bahnbrechende an dieser Anwendung für das Smartphone oder das Tablet ist, erläutern wir in diesem Artikel.

Wer wirklich sicher gehen will, dass er 100 % echten Grünstrom bezieht, der nicht durch Graustrom ersetzt wird, der kann sich in Zukunft mit der Ökostrom-App OEEX informieren, wann gerade in seiner direkten Nachbarschaft besonders viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert wird. Die umweltbewussten Stromkunden können dann mit diesen Informationen genau festlegen, wann im eigenen Haushalt etwa die Spülmaschine oder der Wäschetrockner mit grünem Strom vom Nachbarn laufen sollen.

Damit diese Ansteuerung der Heimgeräte auch von unterwegs aus funktioniert, vertreiben die jungen Hamburger von Open Energy Exchange (OEEX) auch gleich noch einen speziellen Stecker, der das Anschalten der Geräte übernimmt. Wann eingeschaltet wird, legt man dann mit der App OEEX fest. So kann auch bestimmt werden, dass die Waschmaschine schon die ganze Arbeit erledigt hat, wenn man 18 Uhr aus dem Büro nach Hause kommt. Pro Stecker werden einmalig 20 Euro fällig und monatlich werden dann nochmals zwei Euro abgebucht.

Das große Ziel der Entwickler ist es, damit die Energiewende voranzutreiben. Der erzeugte Grünstrom soll besser mit dem tatsächlichen Bedarf synchronisiert werden, denn sonst, so die Befürchtungen der jungen Macher, würden die regenerativen Energiequellen wie Wind- und Solarkraftanlagen in Zeiten von Überangebot immer öfter zwangsweise abgeschaltet, damit die Stromnetze nicht kollabieren. Das ist nach Ansicht von OEEX-Gründer Tobias Linnenberg „wirtschaftlicher und ökologischer Unsinn“, wie er gegenüber der Wirtschaftswoche sagte.

Mit der App und der Hardware ist es aber nicht getan. Die Jungunternehmer haben noch weiter gedacht und sich ein Modell für den Strommarkt ausgedacht. So sollen die Energieversorger als Vermittler fungieren, in dem sie den Anlagenbetreibern die Kilowattstunde etwas höher als gesetzlich garantiert – aktuell 12 Cent – vergüten und sie dann mit Aufschlag weiterverkaufen. Dabei bleiben sie aber stets unter dem derzeitigen durchschnittlichen Strompreis für Haushalte von bundesweit rund 29 Cent je Kilowattstunde Grünstrom. Laut Linnenberg könnten dabei alle drei Projektpartner profitieren: Die Energieversorger können die Kunden mit einem Sondertarif langfristig binden, die Anlagenbetreiber verdienen mehr als sonst am Markt üblich und die umweltbewussten Kunden kommen preiswerter an grüne, lokal erzeugte Energie.

Nun muss der junge Gründer nur noch die Energiekonzerne und Stadtwerke von seiner Idee überzeugen, denn spätestens Mitte Juni 2016 soll die App freigeschaltet werden und dann soll auch bald der Stecker zertifiziert sein. Ende des Jahres sollen dann schon erste flexible solare Sonderstromtarife angeboten werden können. Mit dem grünen Lokalstrom-Marktplatz will man 2018 am Markt sein. Für erfolgreiche Gespräche mit den Stadtwerken hat Linnenberg jetzt einen weiteren Trumpf in der Hand. Vor kurzem wurden er und seine Mitstreiter auf der Messe E-World in Essen mit dem Energy App Award ausgezeichnet. Hier konnte man die Jury aus Experten von Google, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Energieberatung Conenergy, des Stromkonzerns RWE und der Wirtschaftswoche mit der Idee überzeugen.

Bilder: © E-world energy & water GmbH

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